Der Beruf des Tischlers oder der Tischlerin ist ein alter traditioneller Handwerksberuf, bereits im Mittelalter waren die Tischler (oder auch Schreiner genannt) angesehene Personen.
Sie verfügen sogar über eine eigene Gilde, eine Handwerkszunft, in der sich alle Menschen eines Berufs zusammenschlossen und Dinge wie den allgemeinen Wettbewerb, die durchschnittlichen Löhne und Streitfälle unter sich besprachen. Daraus resultierende Bräuche sind in traditionellen Regionen teilweise bis heute lebendig, zum Beispiel bestimmte Kleidungsstücke an Festlichkeiten.
Heute ist der Beruf im Zuge der Akademisierung und Technologisierung seltener geworden beziehungsweise breiter gefächert: TischlerInnen können in der heutigen Zeit auch in der Industrie eine Anstellung finden.
In den folgenden Absätzen gibt es alles Wichtige zur Ausbildung zum Tischler in Österreich, die beruflichen Aussichten, durchschnittliche Gehälter und Aufstiegschancen.
Die Ausbildung zum Tischler
Für die Ausbildung zum Tischler oder zur Tischlerin ist in Österreich eine Lehre vorgesehen. Diese beinhaltet die praktische Ausbildung im Betrieb selbst sowie die theoretische Ausbildung an einer Berufsfachschule.
Diese Form nennt sich duales System, da Praxis und Theorie gleichermaßen eingeschlossen werden und drei Jahre dauert, danach darf man sich als ausgelernt bezeichnen. Insgesamt gibt es in der Ausbildung zwei unterschiedliche Hauptausrichtungen des Berufs:
- Holz verarbeitende Industrie oder Möbelindustrie
- Holz und Kunststoff verarbeitendes Gewerbe
Der Zeitraum der theoretischen Ausbildung wird unterschiedlich aufgeteilt: Manche Bundesländer (Kärnten, Steiermark, Niederösterreich, etc.) bieten nur mehrwöchige Phasen an, diese finden meist in einer Art Internat statt, in dem die Lehrlinge während der Wochen auch leben.
In anderen Gebieten (Wien) erfolgt der Unterricht tageweise: An bis zu drei Tagen in der Woche erhalten die Auszubildenden eine Unterweisung in der Theorie.
Der Besuch der Berufsfachschule ist obligatorisch, die Lehrlinge dürfen – wegen außer Gründen wie Krankheit – nicht vom Unterricht fernbleiben. Der Ausbildungsbetrieb ist grundsätzlich verpflichtet, seinen Lehrlingen für die Zeit der theoretischen Unterweisung freigeben, auch wenn es sich um die gebündelte Phase von mehreren Wochen handelt.
Der Abschluss der Lehre erfolgt am Ende der drei Jahre und besteht aus der sogenannten Lehrabschlussprüfung. Zu dieser muss man sich anmelden und einen praktischen sowie einen theoretischen Teil absolvieren.
Die Vergütung während der drei Lehrjahre
Die Vergütung während der Lehre zum TischlerIn ist durch gesetzliche Mindestbeträge geregelt. Die sogenannten Kollektivverträge, also Muster und Vorlagen, die bundesweit geeignet sind, regeln das Verhältnis zwischen Meister und Lehrling. Die Lehrlingsentschädigung während der drei Lehrjahre ist nach Ausbildungsrichtung und teilweise Gebiet gestaffelt:
1. Holz und Kunststoff verarbeitendes Gewerbe
- 1. Jahr: 635,- €
- 2. Jahr: 792,- €
- 3. Jahr: 928,- €
Holz verarbeitende Industrie oder Möbelindustrie
- 1. Jahr: 743,-
- 2. Jahr: 1.114,- €
- 3. Jahr: 1486,- €
Im Bereich der Gemeinde Wien
- 1. Jahr: 571,- €
- 2. Jahr: 867,- €
- 3. Jahr: 1.163,- €
Welche Voraussetzungen muss man für die Ausbildung zum Tischler mitbringen?
Wie bei jeder anderen Lehre in Österreich muss die gesetzliche Schulpflicht von 9 Jahren erfüllt worden sein. Eine Matura ist dafür jedoch nicht notwendig.
Die meisten Betriebe verlangen einen soliden Notendurchschnitt, besonders wichtig sind die Leistungen in den Fächern, die eng mit den theoretischen und praktischen Aspekten der Ausbildung verbunden sind: Physik, Chemie, Mathematik sowie Werken und Technik
Persönliche Voraussetzungen sind ein grundlegendes Interesse an handwerklichen Berufen, keine Scheu vor anstrengender Arbeit (besonders am Anfang können die Muskeln in ungewohnter Weise beansprucht werden), Zuverlässigkeit und Konzentration, genaues Arbeiten sowie Liebe zum Detail. Letzteres ist besonders in traditionellen Handwerksbetrieben wichtig oder solchen, die sich auf die Restauration von alten Möbelstücken oder auf die Maßanfertigung nach Kundenwünschen spezialisiert haben.
Welche Arbeiten verrichtet ein Tischler heute?
In den vergangenen Jahrhunderten bezog sich die Arbeit eines Tischlers nur auf die Anfertigung von Möbelstücken, die Tischler waren damals die Einzigen, die mit Werkzeugen wie einem Hobel und Materialien wie Leim arbeiten durften, da alles streng durch die Zünfte geregelt war.
Im Lauf der Zeit – sowie natürlich maßgeblich durch die Technologisierung der vergangenen Jahrhunderte – hat sich das Berufsbild jedoch deutlich vergrößert und verbreitert. Heute sind die Anfertigungen von neuen Möbelstücken von Hand für betuchte Kunden eher selten geworden, die meisten Menschen kaufen ihre Einrichtung weit günstiger in Möbelhäusern, deren Produkte maschinell angefertigt wurden.
Einige TischlerInnen haben sich auf die Restauration von alten Möbeln spezialisiert, sie stellen den alten Glanz von verwitterten Stühlen, zerkratzen Schreibtischen und anderen Lieblingsstücken wieder her. Manchmal existieren Kooperationen mit Museen, die die Optik ihrer Ausstellungsstücke wiederherstellen wollen oder ein spezielles Möbelstück zu Präsentationszwecken in Auftrag geben. Auch Reparaturen von holzwurmbefallenen Möbeln werden wieder häufig, einige Besitzer oder Erben entdecken ihre Liebe zum Alten wieder und wollen das gute Stück aufpolieren lassen.
Die meisten ausgelernten Tischler kommen jedoch in Betrieben unter, die unter Einsatz von Maschinen produzieren und sich nicht mehr nur auf die klassischen Türen und Möbelstücke beschränken. Arbeitsplätze für TischlerInnen gibt es im Allgemeinen bei:
- Möbelherstellern
- Holzwarenherstellern
- Bautischlereien
- Baumärkten
- Theatern
- Möbelhäusern
- Messebauunternehmen
- Schiffsbaubetrieben
Die Berufsaussichten als TischlerIn
Der Tischler oder die Tischlerin hat nach dem Abschluss der Ausbildung in den oben genannten Berufen ein breites Spektrum, in dem beruflich Fuß gefasst werden kann und mehr praktische Erfahrungen gesammelt werden können. Je nach persönlichem Interesse kann nach der Lehrabschlussprüfung ein neuer Betrieb gewählt werden, in dem man nun als Ausgelernter mitarbeitet und sich spezialisiert.
Wie in jedem handwerklichen Beruf gibt es auch beim Tischlerhandwerk die Möglichkeit, nach der abgeschlossenen Lehre seinen Meister zu machen. Dabei handelt es sich um einen höheren Berufsabschluss, der mit einer Meisterprüfung absolviert werden muss.
Diese Prüfung beinhaltet sowohl fachspezifische (umfassendes Wissen in Theorie und Praxis) als auch fachfremde (betriebswirtschaftliche Kenntnisse, Buchführung, Recht, etc.) Teile. Ein Meistertitel befähigt bzw. berechtigt seinen Inhaber zu folgenden Dingen:
- Ausbildung von eigenen Lehrlingen (Ausbildungsbetrieb)
- Eröffnung eines eigenen Betriebs
- Führen des Meistertitels (berufliches Prestige und mehr Aufträge, auch als Nachweis für überragende fachlichen Kompetenzen)
Das Durchschnittsgehalt eines Tischlers
In Österreich liegt der Durchschnittslohn für einen Tischler, der ausgelernt ist, im unteren Bereich bei rund 1.800,- € brutto. Diese Stufe wartet meistens am Berufseinstieg, erhöht sich aber mit der Berufserfahrung, eventuellen Zusatzqualifikationen und natürlich einer Meisterprüfung.
Der Durchschnittslohn bei allen Tischlern liegt bei etwa 2.400,- € brutto.