Der Beruf der Hebamme ist ein ganz besonderer – junge und ältere Mütter während ihrer Schwangerschaft zu unterstützen, sie bei der Geburt zu begleiten und danach die erste frühe Lebensphase des Neugeborenen zu erleben ist einmalig. Der Bezug zu den einzelnen Frauen ist deutlich enger, als zum Beispiel bei Frauenärzten- Ärztinnen oder im Krankenhaus während der Geburt.
Der Beruf der Hebamme besteht bereits seit vielen Jahrtausenden. Im alten Ägypten der Pharaonen wurden Wandbilder entdeckt, die Frauen in dieser Funktion bei adeligen Geburten zeigen, die Epoche wird auf das dritte Jahrtausend v. Chr. datiert.
Ab dem 14. Jahrhundert nach Christus wurden erstmals die sogenannten „Hebammeneide“ abgelegt, die dem hippokratischen Eid der Ärzte ähneln. Darin schwören die angehenden Hebammen feierlich, die Frauen während, vor und nach der Geburt nach Kräften zu unterstützen.
Bereits damals galten die Hebammen als Helferinnen und Vertraute, abgesehen von der medizinischen Fürsorge standen sie auch bei psychischen Anliegen und persönlichen Ängsten zur Seite.
Doch was muss man mitbringen um Hebamme werden zu können? Welcher Ausbildungsweg ist dafür in Österreich vorgeschrieben, wie sind die Berufsperspektiven, die Arbeitszeiten und das durchschnittliche Gehalt? Im Folgenden gibt es alle wichtigen Informationen rund um diesen Beruf in Österreich.
Die Hebammen-Ausbildung: Welche Wege gibt es?
Um staatliche anerkannte Hebamme werden zu können, muss eine Ausbildung absolviert werden. Diese besteht derzeit ausnahmslos aus einem Fachhochschulstudium mit 7 Semestern. Insgesamt 7 Standorte in Österreich bieten dieses Studium an, darunter die Fachhochschulen in Wien, Linz, Salzburg und Kärnten.
Die folgenden fachlichen Schwerpunkte finden sich in diesem Studiengang, der mit dem Abschluss Bachelor of Science in Health Studies (BSc) beendet wird:
- Biologie
- Neonatologie
- Pathologie
- Pädiatrie
- Embryologie
- Anatomie
- Physiologie
- Gynökologie
Im Studium inbegriffen sind verpflichtende Praktika, die in Krankenhäuser, Mutter-Kind-Heimen, etc. abgeleistet werden können. Diese sind in der akademischen Ausbildung zur Hebamme besonders wichtig, um frühzeitig die eigene Eignung realistisch bewerten zu können und natürlich praktische Erfahrungen zu sammeln.
Trotz aller theoretischen Kenntnisse können Ereignisse wie die psychische Betreuung einer Schwangeren und die Geburt selbst nur in der echten Praxis erlernt werden.
Nach dem Abschluss des Studiums darf man nun offiziell die Berufsbezeichnung der Hebamme führen und hat zwei berufliche Optionen für den Einstieg:
- 1. eine freiberufliche Tätigkeit als selbstständige Hebamme
- 2. ein Angestelltenverhältnis bei einem Krankenhaus oder einer anderen Einrichtung
Um auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft, Medizin und Gynäkologie zu bleiben, sollten Hebammen jedoch regelmäßig Fortbildungen besuchen. Diese werden von privaten oder staatlichen Trägern angeboten und beziehen sich auf verschiedene Kurse im Bereich der Sozial- und Gesundheitsberufe, wie z. B. neueste Entwicklungen bei Geburtshilfetechniken oder Fortbildungen zur neuronalen Entwicklung des Babys.
Welche fachlichen Voraussetzungen muss man für die Ausbildung zur Hebamme mitbringen?
Für das Studium an der Fachhochschule müssen bei den Bewerbern und Bewerberinnen folgende Kriterien zutreffen:
- Bestehen der Berufsreifeprüfung: Eine erfolgreich abgeschlossene Berufsreifeprüfung entspricht der Matura. Sie wird begleitend zur Lehre absolviert und ermöglicht einen uneingeschränkten Zugang zu Akademien, Fachhochschulen, Universitäten und Co.
- oder die allgemeine Universitätsreife: Hierzu zählen die Matura; ein Zeugnis aus dem Ausland aus dem klar hervorgeht, dass die nötige Eignung für ein akademisches Studium gegeben ist; oder die Studienberechtigungsprüfung.
- oder einschlägige berufliche Erfahrungen: Diese müssen jeweils gesondert nachgewiesen werden, zum Beispiel durch eine Tätigkeit als Hebamme im Ausland oder vorherige akademische Ausbildungen in diesem Bereich.
Welche persönlichen Voraussetzungen müssen zukünftige Hebammen mitbringen?
Außer den oben genannten fachlichen Abschlüssen braucht es in diesem Beruf eine Reihe persönlicher Eigenschaften, um die Frauen und ihre Kinder während und nach der Schwangerschaft angemessen betreuen zu können.
- Empathie: Einfühlungsvermögen, z. B. in Ängste und Bedenken vor der Geburt oder Selbstzweifel der Schwangeren gehören zum Alltag der Hebammen dazu. Hier müssen sie ruhig und rational den Frauen Selbstbewusstsein der Frauen stärken
- Rollendistanz: Jeder medizinische oder pflegerische Beruf stellt hohe Anforderungen an den Geist und die Empathie, trotzdem muss im eigenen Interesse Abstand genommen werden zu den persönlichen Schicksalen der Patientinnen
- Konfliktfähigkeit: Gerade in Stresssituationen wie einer Spontangeburt, einem Kaiserschnitt oder plötzlichen Komplikationen während der Schwangerschaft muss die Hebamme ruhig und bestimmt den besten Weg für Mutter und Kind ausmachen und aufgewühlten Angehörigen fachliche Kompetenzen entgegensetzen. Hierbei kann es zu Konflikten oder Meinungsverschiedenheiten kommen
- Teamfähigkeit: Ein Austausch im Team und die Erarbeitung gemeinsamer Strategien ist in vielen Krankenhäusern gang und gäbe
- hohe Belastbarkeit: Die Tätigkeit als Hebamme ist fordernd und anspruchsvoll, auf jede einzelne Patientin muss so individuell wie möglich eingegangen werden. Auch Spontanbesuche bei Notfällen oder Besuche an Wochenenden und Feiertagen verlangen viel Flexibilität ab. Auch emotional stressige Situationen, etwa wenn Konflikte mit Angehörigen auftreten oder die Betreuung mehrerer Schwangerer im selben Zeitraum notwendig ist, können die Grenzen der Belastbarkeit bisweilen übersteigen.
Mit welchem Gehalt kann man als Hebamme durchschnittlich rechnen?
In Österreich liegt das mittlere Gehalt als Hebamme zwischen 2044,- € und 3406,- € brutto. Berufseinsteiger müssen mit einem niedrigeren Anfangsgehalt rechnen, das steigt jedoch regelmäßig mit den Jahren an beruflicher Erfahrung.
Des Weiteren ist das individuelle Gehalt abhängig vom Bundesland, dem Träger (staatliche Krankenhäuser, Spitäler oder private Einrichtungen) sowie der Anzahl der eigenen Zusatzausbildungen.
Wie sind die Berufschancen als ausgebildete Hebamme?
Tendenziell hat dieser Beruf in den letzten Jahren einen Rückgang als Anwärtern und Absolventen erfahren. Gründe dafür sind die hohen Belastungen, die bürokratischen Hürden als Selbstständige sowie die unflexiblen Arbeitszeiten, die ein Privat- und Familienleben einschränken.
Trotzdem ist der Beruf der Hebamme weiterhin ein sicherer und zukunftsträchtiger Job, da es Geburten immer geben wird und die Betreuung von Schwangeren in Industrieländern nach wie vor großgeschrieben wird. Fast alle werdenden Mütter wünschen sich die individuelle Betreuung durch eine Hebamme, auch die Zahl der Hausgeburten steigt seit einigen Jahren. Hier ist die sachverständige Kompetenz einer Geburtshelferin unerlässlich, um Mutter und Kind gesund durch die Geburt zu bringen.